RESILIUM: II.INTROVERTATION

» SO 25. Sept 2022 / 20.00h

→ das Röhm/Wasserwerkstatt, 1. Stock, Schorndorf

Musik von Johann Christoph Bach, Heinrich Schütz u.a.
In Zusammenarbeit mit Tristan & Associates
Fotografische Kooperation: Andreas Tobias „The Island“ (2021)
Installative Regie/Dramaturgie: Tristan Braun

Bass // Manfred Bittner
Altus/Organo // Stefan Steinemann
Violine // Fani Vovoni
Violine // Tristan Braun
Viola da Gamba // Patrick Sepec
Viola da Gamba // Friederike Däublin
Violone // Rüdiger Kurz
Laute // Andrew Maginley

Die Gegenbewegung zur Abwehr, zum Wegstoßen, zum Auflehnen, ist das in-sich-Aufnehmen. All das Überfordernde zulassend, entsteht ein Raum, der von Trauer gefüllt wird. Der Tod bietet im Laufe der Jahrhunderte die wohl drastischste Folie für lebendige Rituale des Trauerns; das Begräbnis, die Wehklage, die Totenwache, der schwarze Schleier. Nicht nur die Toten werden beklagt und begraben; das alte Leben, das aufgegeben werden musste, die Beziehungen, die starben, die zerbrachen, die Hoffnungen, die enttäuscht wurden, das Wohlergehen, das verletzt oder gar zerstört wurde: sie alle wollen betrauert werden. Während die dementsprechenden Rituale aus unserem Leben zunehmend verschwinden, gibt es immer mehr Anlass, sie zu füllen. Die Verzweiflung des andauernden Leids bietet in Vorgängen der Anrufung und des Flehens eine Form, die einen sicheren Rahmen bietet, diesen Empfindungen umso freieren Lauf zu lassen.
Auch der musikalische Ausdruck findet so einen umso stärkeren Ausdruck: J.C. Bachs Lamento bildet in seiner fundamentalen Sinnfrage das Zentrum dieses Abends. Ob es den Phönix aus der Asche gibt, die berühmten Dornen, die irgendwann Rosen tragen werden, oder die Möglichkeit in all dem Schmerz und dem Leid zu versinken, unterzugehen – die Frage nach dem Umgang bleibt ebenso offen wie im ersten Abend.